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Kurs-Gewinn-Verhältnis

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (kurz KGV) ist eine der meistgenutzten Kennzahlen, um das Bewertungsniveau einzelner Aktien oder ganzer Aktienmärkte zu ermitteln. So berechnen und nutzen Sie das KGV richtig.

So wird das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) berechnet

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (oder engl. price-to-earnings (P/E) ratio) ist leicht zu ermitteln. Wie der Name vermuten lässt, wird einfach der Kurs einer Aktie (Preis an der Börse) durch den Gewinn pro Aktie geteilt. Die Formel lautet also:

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) =
Kurs der Aktie/Gewinn pro Aktie

Beispiel:

Die Aktie der Aktiengesellschaft X notiert aktuell mit einem Kurs von 60 Euro an der Börse, die der Aktiengesellschaft Y liegt bei 45 Euro. Teilt man den Gewinn einer Aktiengesellschaft durch die Anzahl der Aktien, erhält man den Gewinn pro Aktie. Dieser beträgt bei der X-AG 4,20 Euro und bei der Y-AG 2,80 Euro. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Aktien betragen demnach:

X-AG: 60 Euro/4,20 Euro = 14,3 (KGV)
Y-AG: 45 Euro/2,80 Euro = 16,1 (KGV)

Was das Kurs-Gewinn-Verhältnis aussagt

Das KGV ist eine Kennzahl zum Vergleich der Bewertung von Aktien. Lässt man andere Faktoren außen vor, sind Aktien mit niedrigem KGV günstiger und damit attraktiver als Aktien mit hohem KGV. Unterstellt man einen konstanten Gewinn pro Aktie, zeigt das KGV, wie lange es dauert, bis das eingesetzte Kapital durch Gewinne zurückfließt. Im Beispiel oben sind das 14,3 Jahre bei der X-AG und 16,1 Jahre bei der Y-AG.

 

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis lässt sich nicht nur für einzelne Aktien, sondern über Indizes auch für ganze Märkte berechnen (z.B. das KGV des deutschen Aktienindex DAX). So lässt sich das Bewertungsniveau verschiedener Märkte oder eines Marktes im Zeitverlauf vergleichen. Somit ist das KGV auch eine für Fonds- oder ETF-Anleger relevante Kennzahl.

Welche KGVs gelten als günstig, fair oder teuer?

Wie Sie weiter unten noch erfahren, haben unterschiedliche Branchen oder Märkte auch verschiedene Bewertungsniveaus. Für etablierte Aktienmärkte der Industrienationen können grundsätzlich folgende Maßstäbe herangezogen werden:

 

KGV bis 12: günstige Bewertung

KGV 13 bis 18: faire Bewertung

KGV von 19 und höher: hohe Bewertung

Günstiger Einstieg sorgt langfristig für bessere Rendite

Untersuchungen mit historischen Daten des US-Aktienindex S&P 500 zeigen, dass das jeweils aktuelle KGV beim Einstieg in den Markt nahezu irrelevant für die in den folgenden zwölf Monaten erzielte Rendite ist. Wer also eher kurzfristige spekulative Engagements an der Börse eingehen möchte, muss dem Kurs-Gewinn-Verhältnis wenig Beachtung schenken.

 

Anders sieht es bei langfristig angelegten Investitionen (unsere Empfehlung) am Aktienmarkt aus. Hier ist das Einstiegs-KGV ein guter Indikator für die Erfolgsaussichten: Hat der S&P 500 in der Vergangenheit ein KGV von über 25 erreicht, waren in den folgenden zehn Jahren kaum positive Erträge zu erreichen. Wer dagegen bei günstigen Bewertungen (S&P 500 KGV von 10) eingestiegen ist, konnte sich in den folgenden zehn Jahren an durchschnittlichen Erträgen von bis zu 20% p.a. erfreuen.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis in der Praxis

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine leicht zu berechnende und gut zu greifende Kennzahl. Gerade das macht das KGV so beliebt. Allerdings ist die reale Börsenwelt komplex. Wer nur auf Aktien oder Aktienmärkte mit dem niedrigsten KGV setzt – die sind rechnerisch am günstigsten und damit aus Bewertungssicht am attraktivsten – übersieht zwei wichtige Aspekte:

1. Welche Daten liegen der KGV-Berechnung zugrunde?

Wer nach dem Kurs-Gewinn-Verhältnis einer Aktie oder eines Aktienmarktes sucht, stößt in verschiedenen Quellen auf oft ganz unterschiedliche Angaben. Während der Börsenkurs einer Aktie jederzeit transparent verfügbar ist, ist es mit dem Gewinn pro Aktie – dem zweiten Wert zur Berechnung des KGVs – nicht ganz so einfach.

 

Nutzt man die zuletzt veröffentlichten Unternehmensgewinne, ermittelt man zwar ein korrektes KGV – allerdings auf Basis historischer Daten. Die Börse ist aber zukunftsgerichtet, die Kurse entwickeln sich aufgrund der Erwartungen der Investoren. Daher erscheint es für Anlageentscheidungen sinnvoller, das KGV anhand zukünftiger Gewinnerwartungen eines Unternehmens zu berechnen (das wird als Forward-KGV oder Forward Price-to-Earnings Ratio bezeichnet). Dazu kann man beispielsweise auf Schätzungen von Analysten zurückgreifen. Die Gefahr, dass sich diese Schätzungen als falsch erweisen, ist dabei allerdings immer gegeben. Mit optimistischen Gewinnerwartungen lässt sich leicht ein attraktives KGV darstellen. Hinterfragen Sie in den Medien oder im Internet veröffentlichte KGV-Angaben zu Unternehmen und Märkten daher stets kritisch.

2. Unterschiedliche Bewertungsniveaus sind gerechtfertigt

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis eignet sich nicht pauschal, um günstig bewertete Aktien oder Märkte aufzuspüren, denn je nach Branche oder Region sind unterschiedliche Bewertungsniveaus durchaus gerechtfertigt.

 

Es gibt Unternehmen, die ein sehr kapitalintensives Geschäft betreiben und stark konjunkturabhängig sind. Gewinne dieser Unternehmen schwanken in der Regel heftig und es wird immer mal wieder Jahre mit Verlusten geben. Aktien dieser Firmen wird aufgrund der Risiken ein geringeres KGV zugestanden als Aktien von eher konjunkturunabhängigen Unternehmen mit recht stabiler Gewinnentwicklung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis eines Ölkonzerns ist daher in der Regel niedriger als das KGV eines Nahrungsmittelunternehmens. Das bedeutet nicht, dass die Aktie des Ölkonzerns automatisch die bessere Wahl ist, nur weil sie eine günstigere Bewertung aufweist.

 

Genauso sind Unternehmen aus Schwellenländern tendenziell günstiger bewertet als die in Industrienationen beheimateten Firmen. Faktoren dafür sind beispielsweise schlechter regulierte Märkte, weniger Rechtssicherheit oder höhere politische Risiken.

 

Ein rein zahlenmäßiger Vergleich von KGVs verschiedener Aktien oder Aktienmärkte greift also zu kurz und ist für sich allein gestellt kein sinnvolles Entscheidungskriterium für eine Investition.

Gesunde und ungesunde Kursbewegungen mit Hilfe des KGVs erkennen

Das KGV kann hilfreich sein, um Bewegungen an den Aktienmärkten zu interpretieren. Steigen Aktienmärkte beispielsweise über einen längeren Zeitraum an, während das KGV des Marktes konstant bleibt, bedeutet das, dass die Gewinne der Unternehmen ebenfalls entsprechend wachsen (höhere Aktienkurse geteilt durch höhere Gewinne ergibt ein konstantes KGV). Eine solche Aufwärtsbewegung ist fundamental gerechtfertigt und als “gesund“ zu bezeichnen.

 

Auf der anderen Seite gibt es Phasen steigender Märkte, in denen die Gewinne nicht mitziehen und der Anstieg mehr oder weniger auf einer Ausweitung des KGVs beruht. Aktien werden also lediglich teurer, während die Unternehmen nicht mehr verdienen. Das ist weniger solide und hier werden über kurz oder lang Korrekturen wahrscheinlicher.

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