Zum Kursverfall an den Aktienmärkten

Einbruch am Aktienmarkt. Korrektur oder Crashgefahr?

Am Anfang dieser Woche verlor der Dow-Jones-Index mehr als 1.000 Punkte an nur einem Tag. Damit sind US-Aktien am Montag so stark gefallen wie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr. Weltweit folgten die Aktienmärkte in den Tagen darauf den negativen Vorgaben der Wallstreet.

 

Doch was sind die Hintergründe für den Kurseinbruch und wie reagieren Anleger jetzt richtig? Lesen Sie dazu den folgenden Kommentar...

 


Die aktuelle Situation

So absurd es klingen mag: Als Auslöser des Kurseinbruchs am Aktienmarkt werden die guten US-Arbeitsmarktdaten vom letzten Freitag verantwortlich gemacht. Weniger Arbeitslose deuten zwar auf eine weiterhin starke Wirtschaft hin, sie sorgen aber tendenziell für höheres Lohnwachstum und schüren damit Ängste vor anziehenden Inflationsraten und steigenden Zinsen – was grundsätzlich negativ für die Aktienmärkte ist.

 

Letztendlich werden im Nachhinein immer Gründe für eine Verkaufswelle gefunden – und von Investoren auch manchmal regelrecht gesucht. Denn die Bewertungen bei US-Aktien waren schon etwas überzogen und der Optimismus zu allgegenwärtig. Irgendwann beginnen dann die ersten Anleger sich zu verabschieden und die Party findet ein jähes Ende.

 

Nach einer überaus langen Marktphase mit steigenden Aktienkursen und sehr geringen Marktschwankungen sind wir solche Reaktionen einfach nicht mehr gewöhnt. Sie sind aber eher die Normalität als die Ausnahme am Aktienmarkt. Der gegenwärtige Rücksetzer ist unter diesem Gesichtspunkt sehr gesund. Bringt er doch die Bewertungen und die Marktstimmung wieder in den Normalbereich zurück. So sollte mittelfristig wieder Spielraum für einen weiteren Kursanstieg bestehen.

 

Die Reaktion zeigt aber auch, dass die ruhige Phase an den Aktienmärkten erst einmal vorbei sein dürfte. Im laufenden Jahr ist weiterhin mit höheren Wertschwankungen zu rechnen, denn der Rückenwind durch die Geldflut der Notenbanken lässt an der Börse langsam aber sicher nach.

 

Die Weltwirtschaft ist derzeit aber so stark, dass sie mit moderat steigenden Zinsen zu Recht kommen sollte. Unternehmen machen nach wie vor gute Geschäfte und es besteht noch Potenzial für weiter steigende Gewinne. Von dieser Seite ist mit einem regelrechten Crash also nicht zu rechnen.

 

Wo liegt die größte Gefahr?

In den Medien wird teilweise von einem „Flash Crash“ gesprochen. Damit ist ein kurzfristig sehr starker Einbruch gemeint, der durch automatische Handelsprogramme entstehen kann. Um mögliche Verluste zu begrenzen, nutzen manche Investoren solche Programme, die in einem Ansteigen der Marktschwankungen Risiken erkennen oder bei einem Unterschreiten bestimmter Kurse Alarm geben.

 

Dann werden Teile der eigenen Papiere automatisch und ungeprüft mit dem Ziel verkauft, Verluste zu begrenzen. Dadurch fallen die Kurse am Markt noch tiefer, was automatische Verkäufe weiterer Programme auslösen kann. Auch kurzfristig agierende Trader verwenden gerne sogenannte Stopp-Loss-Limits und verkaufen bei fallenden Kursen. Das Ganze verstärkt sich gegenseitig, ohne dass tatsächlich ernsthafte Gründe für einen so heftigen Kurssturz vorhanden wären. Dieses System kann also für eine regelrechte Verkaufswelle sorgen!

 

Das hat aber auch seine positiven Seiten: Waren Wertpapiere zuvor vielleicht überbewertet, kann durch so einen Abverkauf auch schnell wieder eine günstige Bewertung entstehen. Die Märkte sind nicht immer rational. Dies sorgt dann wiederum für gute Kaufgelegenheiten. Wer hier cool bleibt, nicht der breiten Masse folgt, langfristig denkt und antizyklisch handelt, hat letztendlich die Nase vorne. Privatanleger haben hier sogar den Profis etwas voraus – diese müssen meist viel kurzfristiger handeln und sind an viele Vorgaben gebunden!

 

Die Unsicherheit kann also noch eine Weile erhalten bleiben und die Kurse können (vorerst) auch noch tiefer fallen. Dies ist aber nicht durch schlechte Unternehmensdaten begründet und darauf kommt es an: Die Börse übertreibt – mal nach oben mal nach unten – sie orientiert sich aber letztendlich an der Realwirtschaft, den Unternehmen und deren Gewinnen.

 

Bleiben Sie besonnen

In Situationen wie diesen gibt es grundsätzlich drei Optionen: Man kann den Anteil an Aktien(fonds) im eigenen Depot durch einen Verkauf reduzieren, man kann nachkaufen oder einfach abwarten, was noch passiert.

 

Ich empfehle Ihnen in der aktuellen Situation die letzte Variante – erst einmal nichts tun. Der Wirtschaft und den Unternehmen geht es gut und daher besteht – auch wenn sich das allgemeine Zinsniveau etwas erhöht – kein Grund, Aktien zu meiden. Tiefere Kurse machen Aktien wieder attraktiver und selbst wenn es noch etwas abwärts gehen sollte – es steht noch viel Kapital bereit, das lukrative Anlagechancen sucht.

 

Irgendwann greifen die Investoren wieder zu. Verlieren Sie Ihren langfristigen Fokus nicht aufgrund kurzfristiger Ereignisse aus den Augen. Dieser Kurseinbruch wird in der Langfristperspektive nur einen kleinen Knick nach unten in einem grundsätzlich dauerhaft aufwärts gerichteten Trend darstellen.

 

Aktienquote in der Fonds-Vermögensverwaltung wird leicht aufgestockt

In der ausgewogenen Variante der Fonds-Vermögensverwaltung nutzten wir den aktuellen Rücksetzer an der Börse, um die Aktienquote antizyklisch leicht zu erhöhen. Dazu werden in den Kundenportfolios derzeit rund 4% der Anlagen von globalen Zinspapieren in deutsche Aktien umgeschichtet.